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Dani Leder, Robert Keil, Sveta Mordovskaya
06.09. – 19.10.24
curated by Hêlîn Alas

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Magie behauptet zwar die Existenz von Kräften übermenschlicher Natur, setzt aber bei der Unvollkommenheit menschlicher Sinne an:

Sie können recht einfach getäuscht werden.

Bei einer Täuschung stimmt etwas nicht mit der Wirklichkeit. Man kann einer Täuschung erliegen oder sie (mit arglistiger Intention) über jemanden bringen. Auf jeden Fall ist die Täuschung eine Allerwelts-erfahrung. Während man sich beim Erleben von Magie dem Staunen über die eigene Täuschbarkeit lustvoll hingeben kann, ist die Täuschung im Alltag meist negativ besetzt. Trotzdem kann sie für Individuen irgendwie erträglich sein. Wohnt der Täuschung ein gewisser Zauber inne? Die US-amerikanische Theoretikerin Lauren Berlant versteht Optimismus als „Kraft, die Menschen über sich hinaus und in die Welt hineintreibt (…).” ‘ Trotz der Möglichkeit getäuscht zu werden, folgen Menschen – in mal mehr mal weniger großen Schritten – Fantasie und Hoffnung, indem sie eine Beziehung zur Welt eingehen. Dort soll die Beziehung zu Dingen Erfüllung bringen. Nach Berlant ist diese Beziehung grausam, wenn sie den Menschen in Wirklichkeit schadet.

Mit ernüchterter Beharrlichkeit und einem gewissen Sinn für Humor folgen Dani, Robert und Sveta den Dingen und Momenten aus ihrem direkten Alltag in ihre künstlerische Praxis. Dani Leders Malereien zeigen banale Szenen von gruppendynamischen Prozessen standfester und ausgelaugter Subjekte getarnt durch offensive Coolness. Aus dem öffentlichen Raum von Robert Keil in den Ausstellungsraum verschobene E-Scooter zeichnen sich durch einen dehnbaren Stoff ab und erzählen sich gegenseitig kleine Geschichten von Freiheit. Melancholia heißt die ausgestellte Assemblage von Sveta Mordowskaya. Eine filigrane Puppe mit ausdruckslosem Gesicht schwebt vorbei, während sich in zwei Kugeln der Raum und man selbst in ihm spiegeln.

Mit wissendem Blick auf das Rad von optimistischer Täuschungsbereit-schaft und grausamer aber vielleicht notwendiger Enttäuschung in der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt, geben Dani, Robert und Sveta dem Kleinen, Unbedeutsamen Raum und erkennen dessen Verwobensein mit unserem Empfinden hingebungsvoll an. Diese künstlerische Strategie bietet eine Art der Bindung zu Dingen und Ideen an, in der für mich Täuschung fast sogar ein revolutionäres Potential haben kann.

Hêlin Alas