DE

Sophie Schmidt Luft zu Haut 

30 Januar – 10 März 2022

beacon freut sich, mit Luft zu Haut die erste Ausstellung der Künstlerin Sophie Schmidt zu präsentieren, die ausschließlich Malerei thematisiert. 

Sophie Schmidt (*1986) bewegt sich zwischen vielseitigen künstlerischen Medien. Ihr mehrschichtiges Œuvre umspannt Malerei, Skulptur, Performance, Fotografie und Text. 

In ihrer Praxis lässt Schmidt diese Ausdrucksweisen ineinandergreifen, sodass sie ein dichtes erzählerisches Gefüge ergeben. Leitmotiv ist dabei stets der menschliche Körper und seine potenzielle Öffnung hin zu einem Zustand des „In-der-Welt-Seins“, der ihn in seinem Wesen und in seinem Erleben ontologische Dualismen materieller und immaterieller Entitäten wie Denken und Fühlen überwinden lässt.

Sophie Schmidts Arbeiten zeugen von einer Neubefragung des Konzeptes Mensch und erforschen Körper als Möglichkeitsraum. In dieser Auseinandersetzung unterliegt die materiell erscheinende Gestalt keiner körperlichen Abgeschlossenheit: Die Künstlerin dehnt körperliche Hüllen aus, sie erweitert Gliedmaßen oder transformiert die Gestalt in Gänze. Es erscheinen fiktive Hybride neugekoppelter körperlicher und emotionaler Verbindungen, die utopische Potenziale freisetzen können. Empfinden und Erscheinung, losgelöst von gängigen Normen und Kategorien begegnen sich in ihren Arbeiten. Sie erzählen als fantastische Erscheinungsformen von ihren hypothethischen Ausform(ulier)ungen und berichten als energetische Phänomene von ihrer Freisetzung.

In der Ausstellung Luft zu Haut, benannt nach dem gleichnamigen, neuesten Werkzyklus, ist der Körper wieder zentrales Thema. Der Titel deutet die Vorstellung an, dass Luft zu einer Art Haut werden kann, dass die den Körper umgebende Atmosphäre Teil des Körperempfindens wird. Erstmals ganz auf Malerei und Text konzentriert, spricht die Ausstellung von inneren Körperbildern, die nach Ausdruck suchen, von Bewegtheiten und Erregtheiten, und immer auch nach Grenzauflösungen eindeutig einzuordnender Wesens- und Materialstrukturen.

Die Abstraktion auf der Leinwand lässt Erkennbares durchaus motivisch zuordnen und ist doch vollkommen von Eindeutigkeiten losgelöst. Der manchen Arbeiten inhärente Bildtext, eine für Schmidt typische Écriture automatique, ist Teil der expressiven Performance, auf der diese Malerei basiert. Physische Grenzen lösen sich in einer Vision auf.
Immer wieder aber überschreitet die Künstlerin auch zeitliche Grenzen, wenn sie Figuren und Geschichten der Vergangenheit in ihrer traumreichen Gegenwart begegnet. Die titelgebenden Schneehuhnfrauen sind solche Wesen, die sich durch die Zeiten hinwegbewegen. In regelrecht lodernden Leinwänden lösen sie die Grenzen zwischen tierischem Gefieder und Ansichten des menschlichen Körpers auf. Sie haben sich zu einer simultanen Empfindung von Körperrealitäten zusammengefügt, die sich mehrschichtig und vielseitig interpretierbar auf der Leinwand zusammenfinden.

Paulina Caspari

EN

Sophie Schmidt Luft zu Haut 

30 January – 10 March 2022

beacon is delighted to present Luft zu Haut, the first exhibition by artist Sophie Schmidt to focus exclusively on painting.

Sophie Schmidt’s (b. 1986) artistic practice ranges across a variety of media. Her multilayered œuvre encompasses painting, sculpture, performance, photography, and text. Schmidt interweaves these forms of expression into a densely enmeshed, narrative structure. Her leitmotif throughout is the human body and its potential openness to a state of ‘being-in-the-world’, thus permitting it, in its essence and experience, to overcome the ontological dualisms of material and immaterial entities such as feeling and thought.

Sophie Schmidt’s work attests to a re-examination of the concept of human being and explores the body as a space of possibilities. In this approach, the visible material form of the person is not considered as physically complete: the artist expands corporeal envelopes, extends limbs, or entirely transforms the body. Fictitious hybrids appear, newly connected physical and emotional combinations, which can liberate utopian potential. Perception and appearance, set free from established norms and categories, come together in her works. As fantastical manifestations, they narrate their own hypothetical form(ul)ation and recount their liberation as energetic phenomena.

In the Luft zu Haut exhibition, which bears the same name as the artist’s most recent cycle of work, the body is again her central thematic focus. The title references the notion that air can become a form of skin, that the atmosphere enveloping a body becomes an element of its physical sensation. Concentrating for the first time solely on painting and text, the exhibition speaks of internal body images searching for expression, of emotions and excitement, and always of dissolving the clearly defined boundaries of essential and material structures.

While the abstraction on canvas permits categorisation of recognisable motifs, it nevertheless copletely defies explicit interpretation. The text integral to some works, an écriture automatique typical for Schmidt, is an element of the expressive performance on which the paintings are based. Physical boundaries dissolve to form visions. Time after time, the artist also transcends temporal barriers, encountering figures and narratives from the past in her dream-suffused present. The eponymous Schneehuhnfrauen [ptarmigan women] are just such time-travelling beings. In fierily glowing images, the boundaries between avian plumage and aspects of the human body dissolve. These merge on the canvas into a simultaneous perception of physical realities open to multilayered and multifaceted interpretations.

Translation by Anna Grant